Werner Hahn ein Mensch mit vielen Facetten – ein Fingerabdruck
[jpg] Ein Hansdampf in allen Gassen könnte man Werner Hahn nennen. Es trifft jedoch bei weitem nicht Werner Hahns gesamte Persönlichkeit, Hahn hat so viele Samenkörner in die Theaterwelt gesät. Viele der Samenkörner sind wunderbar aufgegangen. Er ist, wenn ich das sagen darf, ein Vollblut der Theaterwelt. Theater mit Herz und Verstand und mit einem unendlichen Drang zur Freiheit für sich und seine von ihm geliebte Jugend.
Unsere Redaktion lernte ihn im Rahmen der Twin Projekte des Kulturhauptstadtjahres 2010 kennen. „Zäune“ hieß das vielbeachtete Stück. Drei Schulen, die High School Mota Gur in Modi´n in Israel, das Werner Siemens Gymnasium in Berlin Zehlendorf und die Hauptschule Altenhagen in Hagen, verarbeiteten die Probleme, die sich aus den geopolitischen und religiösen Gegebenheiten ergeben. Juden, Christen und der Islam, vordergründig eine immer wieder kehrende Rechtfertigung für Kriege, die grausamer nicht sein können.
4 Jahre hatte die Vorbereitung für dieses Stück in Anspruch genommen um dann in einem halben Jahr mit den Jugendlichen zur Aufführung gebracht zu werden. Von der Idee bis zur Umsetzung/Premiere dabei bleiben und nicht aufgeben, dass ist Werner Hahn. Der Regisseur und ein Motivator für Jugendliche.
Die Dreigroschenoper von Brecht/Weil, der Bettlerkönig, ein schmieriger und bösartiger Mensch der nur eines kennt – seinen Vorteil. Sich selber hält er für einen Menschenfreund, was seine Persönlichkeitsdefizite begründet. Es ist eine schwierige Rolle, sie hat nichts erhabenes, diese Rolle ist menschlicher Trash. Werner Hahn ist Jonathan Jeremiah Peachum und spielt die Rolle authentisch. Werner Hahn der Schauspieler, Sänger und Tänzer auf der Bühne in Hagen.
Retrospektive: Salzburg, Zürich, der junge Werner Hahn ein ausgebildeter Bariton in der ersten festen Anstellung am Opernhaus Zürich. Offensichtlich war diese Welt ihm zu fest organisiert, so wechselte er 1982 an das für damaliger Verhältnisse unbekannte Haus in Hagen. Sein sich abzeichnender Weg, er wollte ein eigenes Kinder- und Jugendtheater. Er wollte gestalten, er wollte leere Räume füllen mit spielenden oder tanzenden Jugendlichen. Er machte sich auf den Weg als Intendant, als Regisseur, vieles musste er neu lernen, es entstand das Jugendtheater Lutz neben dem Theater Hagen, welches Jugendtheaterwerke mit jugendlichen Laiendarstellern aus Hagen umsetzt. Viele Werke sind in den Jahren im Lutz entstanden, viel beachtet und gewürdigt. Werner Hahn wurde zum Vortragenden seiner im Lutzhagen umgesetzten Ideen an der Hochschule für Musik und Tanz, Köln, Universität Siegen, Folkwang Universität Essen, EFH Bochum (Evangelische Fachhochschule Rheinland-Westfalen-Lippe), der Fachhochschule Südwestfalen und der Yamaha Music Education. Auf sein Engagement wurde die Bundesrepublik Deutschland aufmerksam und er wurde 2009 für sein herausragendes soziales Engagement in Nordrhein-Westfalen mit dem Bundesverdienstkreuz 1. Klasse durch Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (CDU) ausgezeichnet, „Sie leben vor, was unsere Gesellschaft braucht. Sie braucht soziales Engagement, einen wachen Geist und eine Haltung, die Selbstbestimmung und Verantwortung miteinander verbindet”, so Rüttgers bei der Verleihung.
Werner Hahn macht weiter Räume zu eröffnen. Es soll ein Theater für geistig behinderte Menschen werden, ähnlich dem Hora Theater in Zürich, durchaus außergewöhnlich, wie die vorhandenen professionellen Fähigkeiten der geistig behinderten Jugendlichen. Man darf gespannt sein auf die erste Teilnahme dieses neuen Theaters, meinetwegen auf dem Festival d’Avignon in Frankreich.
Werner Hahn zu folgen fällt manch einem Zeitgenossen schwer, er ist schnell, sehr schnell, er gönnt sich kaum eine Ruhepause. Das macht einen nachdenklich, Menschen wie Werner Hahn verbrennen sehr leicht. Es gibt zu wenige davon.
Jürgen Gerhardt für Kulturgarten NRW